Expertenstandard Beziehungsgestaltung in der Pflege von Menschen mit Demenz
Die Demenzerkrankung begegnet uns im Alltag und im pflegerischen Berufsfeld immer wieder. Typische Folgen der Erkrankung sind der Verlust sozialer Kontakt, eine veränderte Beziehungsgestaltung des Betro9enen aber auch der Angehörigen sowie Beeinträchtigungen der betro9enen Person in der Interaktion und Kommunikation. Das soziale Verhalten, das Verstehen von Emotionen und Gefühlen und das Führen eines Gesprächs sind Fähigkeiten, die durch die Demenz beeinträchtigt werden können. All diese Faktoren haben ebenfalls Einfluss auf die empfundene Lebensqualität des Betroffenen. Dies hat selbstverständlich ebenfalls Auswirkungen auf das soziale Umfeld.
Der Expertenstandard soll evidenzbasiertes und bedürfnisgerechtes pflegerisches Handeln ermöglichen und die optimale Versorgung von Menschen mit Demenz unterstützen und gewährleisten sowie Handlungsoptionen für die Beziehungsgestaltung erörtern. Zielgruppe dieses Standards sind all jene, bei denen sich im pflegerischen Betreuungsverlauf Anzeichen einer demenziellen Erkrankung zeigen sowie diejenigen die bereits eine Demenzdiagnose erhalten haben. Ebenfalls sollten je nach Wunsch und Bedarf die Angehörigen und das soziale Umfeld der Pflegenden in den Gestaltungsprozess einbezogen werden. Angewendet werden kann der Standard von allen Pflegenden. Jedoch gelten besondere Kompetenzen wie beispielsweise eine verstehende und zugewandte Haltung als Voraussetzung für eine effektive Nutzung.
Inhalte des Fachthemas
Der Expertenstandard Beziehungsgestaltung in der Pflege von Menschen mit Demenz wird in der Lern-Welt SuperNurse in 6 Kapitel unterteilt. Jedes Kapitel fokussiert sich auf einen eigenen Schwerpunkt – von grundlegenden Informationen und Risikoeinschätzungen über die Planung und Durchführung geeigneter Maßnahmen bis hin zur abschließenden Evaluation.
Einführung
Das Kapitel Einführung vermittelt grundlegendes Wissen über Demenz. Es werden Zahlen, Daten und Fakten vermittelt, wie zum Beispiel das Wissen über die Demenzhäufigkeit in Deutschland. Die Demenz als Krankheitsbild wird ausführlich thematisiert, in dem auf die verschiedenen Formen, Risikofaktoren sowie Primär- und Sekundärsymptome und Therapiemöglichkeiten eingegangen wird. Es wird ein Einblick in die person-zentrierte Pflege nach Kitwood gegeben und im Sinne des Expertenstandard die Bedeutung der Beziehungsgestaltung in den Mittelpunkt gestellt. Die Zielsetzung des Expertenstandards und die Anwender:innen werden benannt.
Einschätzung
Dieses Kapitel vermittelt Wissen über die Einschätzung der Pflege- und Unterstützungsbedarfe bei demenziell Erkrankten, denn es ist wichtig dies systematisch und strukturiert durchzuführen, damit Pflegefachpersonen Bedarfe frühzeitig erkennen. Inhaltlich wird die Diagnostik, der ICD-10 und die Begrifflichkeit der kognitiven Leistungseinbuße durch den DSM-5 behandelt. Auch wird Bezug zum neuen Modul des Begutachtungsistruments genommen, welches besonders kognitive Beeinträchtigungen abbildet. Der größte Fokus liegt in diesem Kapitel jedoch auf der person-zentrierten Haltung, die grade in der Pflege und Betreuung von Menschen mit Demenz eine zentrale Rolle spielt.
Maßnahmenplanung:
Auf Basis der Einschätzung werden im Kapitel Maßnahmenplanung geeignete Interventionen ermittelt. Grundlage ist der zentrale Ansatz der Verstehenshypothese der erklärt wird. Im Zusammenhang mit der Maßnahmenplanung liegt der Fokus auf den Kompetenzen der Pflegepersonen, denn über das Fachwissen hinaus ist Empathie, Gesprächsführung und das gezielte Beobachten unabdingbar. Auch die Aufgaben und Verantwortungen der Einrichtung, wie die Festlegung von Verantwortungsbereichen, ist Thema des Kapitels. Die Pflegeanamnese in verschiedenen Settings wird thematisiert, sowie die veränderten Anforderungen und Besonderheiten bei Demenz.
Information, Anleitung, Beratung:
Dieses Kapitel rückt die Bedeutung von Information, Anleitung und Beratung in den Vordergrund. Es stellt Angehörige als wichtige Bezugspersonen in den Fokus. Auch die Einbeziehung demenziell Erkrankter in den Beratungs-, Anleitungs-, und Entscheidungsprozess ist Thema. Die Beziehungsgestaltung von Angehörigen und deren Wirksamkeit wird erörtert, und Kommunikationsregeln vorgestellt. Angehörige erleben häufige eine hohe psychische und physische Belastung. Es ist auch Aufgabe der Pflege, aktiv über Entlastungsmöglichkeiten wie Kurzzeitpflege, Tagespflege oder Verhinderungspflege zu informieren.
Maßnahmendurchführung:
Dieses Kapitel bildet den zentralen Stellenwert. Es wird deutlich, wie zuvor beschriebene Einschätzungen und Planungen konkret in pflegerische Handlungen umgesetzt werden. Grundlage aller Maßnahmen ist die Lebensweltorientierung und wie diese umgesetzt werden kann. Ansätze der Wahrnehmungsförderung werden thematisiert sowie bewährte Konzepte wie der Validation. Es wird Wissen vermittelt zu verbalen und nonverbalen Kommunikationsregeln, nicht-medikamentösen Maßnahmen und Möglichkeiten eine gute zeitliche und räumliche Orientierung sicherzustellen. Ebenfalls wird Wissen vermittelt, um das Wohlbefinden und die Teilhabe zu fördern. Auf die Wichtigkeit der Kompetenzen der Pflegefachperson und auf Supervisionen wird ebenfalls eingegangen.
Evaluation
In diesem letzten Kapitel ist die Evaluation Thema. Stimmung, Kommunikation und Verhalten richtig interpretieren und daraus Rückschlüsse ziehen wird erklärt. Reflexion ist ein Kernaspekt der person-zentrierten Pflege und geeignete Fragen und Kriterien zur Evaluation der Maßnahmen werden vermittelt. Auch Verlaufsbeobachtungen dokumentieren und diese als Datengrundlage nutzen ist Teil des Kapitels.




