Expertenstandard Sturzprophylaxe
Jeder Mensch läuft Gefahr zu stürzen, jedoch ist diese je nach individuellen Ressourcen, Risikofaktoren und Erkrankungen unterschiedlich hoch. Aber was genau wird in dieser Publikation eigentlich als Sturz verstanden? Als Sturz wird das unbeabsichtigte Aufkommen auf dem Boden oder einer anderen tiefer liegenden Ebene definiert. Diese gemeinsame Definition ist die Grundlage für eine gute Prävention von Stürzen im Alltag der Pflegeempfänger. Pflegende haben die Möglichkeit, viele von diesen Stürzen durch eine gute Beobachtung und Einschätzung der verschiedenen Einflussfaktoren zu verhindern und zu reduzieren. Auch können so die Folgen und Konsequenzen eines Sturzes minimiert werden.
Der Expertenstandard Sturzprophylaxe bildet dabei den aktuellen Stand des evidenzbasierten Wissens ab und sollte die Basis des pflegerischen Handelns sein. Die Einschränkung der Bewegungsfreiheit stellt hierbei keine Option dar, viel mehr soll eine hohe Lebensqualität und eine sichere Mobilität gewährleistet werden. Dieses soll durch eine qualitativ hochwertige Betreuung und Beratung gewährleistet werden. Die im Expertenstandard beschriebenen Maßnahmen und Interventionen betreffen alle an, die Unterstützung durch berufliche Pflegende benötigen, eine spezifische Altersgruppe wird hier nicht eingegrenzt.
Inhalte des Fachthemas
Der Expertenstandard Sturzprophylaxe wird in der Lern-Welt SuperNurse in 6 Kapitel unterteilt. Jedes Kapitel fokussiert sich auf einen eigenen Schwerpunkt – von grundlegenden Informationen und Risikoeinschätzungen über die Planung und Durchführung geeigneter Maßnahmen bis hin zur abschließenden Evaluation.
Einführung
Das Kapitel Einführung vermittelt grundlegendes Wissen über Stürze. Dazu gehören Zahlen, Daten und Fakten: Jeder Mensch kann stürzen, das Risiko steigt jedoch mit zunehmendem Alter, chronischen Erkrankungen oder bereits erlebten Stürzen. Es werden wichtige Begriffe wie „Sturz“ und „Beinahe-Sturz“ definiert und die Zielgruppe beschrieben. Hierbei ist besonders wichtig: alle Menschen, die pflegerische Unterstützung erhalten, sollten sturzprophylaktische Maßnahmen erfahren, wenn sie diese benötigen. Auch die Anwender:innen – vor allem beruflich Pflegende – werden benannt. Zudem werden Aktualisierungen des Expertenstandards vorgestellt, die zeigen, wie sich Wissen und Empfehlungen kontinuierlich weiterentwickeln.
Risikoeinschätzung
Dieses Kapitel vermittelt Grundlagen zur Einschätzung des Sturzrisikos. Pflegende benötigen dafür spezifische Kompetenzen, um personenbezogene, medikamentenbezogene und umweltbezogene Risikofaktoren zu erkennen. Ein systematisches Screening unterstützt dabei, erste Hinweise auf ein erhöhtes Risiko zu sammeln. Bei Bedarf erfolgt eine vertiefte Einschätzung, zum Beispiel durch spezielle Tests zur Mobilität oder Gleichgewichtskontrolle. Besonders wichtig ist die regelmäßige Wiederholung einer solchen Einschätzung, da sich Risikofaktoren und der Gesundheitszustand ändern können. Alle Ergebnisse werden sorgfältig dokumentiert, um eine transparente Grundlage für die weitere Planung zu schaffen.
Maßnahmenplanung
Auf Basis der Risikoeinschätzung werden im Kapitel Maßnahmenplanung geeignete Interventionen vermittelt. Als Grundlage hierfür wird eine klare Verfahrensregelung der Einrichtung benannt, die festlegt, welche Kompetenzen und Aufgaben bei welcher Berufsgruppe liegen. Eine wesentliche Kompetenz der Pflege ist die Planung und Vereinbarung von Maßnahmen gemeinsam mit der pflegebedürftigen Person. Es können Einzelinterventionen wie Gleichgewichtsübungen oder Wohnraumanpassungen umgesetzt werden. Häufig sind multimodale Programme sinnvoll, die Bewegungstraining, Beratung und Hilfsmittel kombinieren. Am Ende entsteht ein individueller Maßnahmenplan, der Sicherheit erhöht und gleichzeitig die Selbstständigkeit stärkt.
Information, Beratung und Schulung
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Information, Beratung und Schulung. Pflegende vermitteln Wissen zu Risiken und Vorbeugung und geben praktische Tipps für den Alltag. Pflegebedürftige Personen und Angehörige lernen, wie sie die Umgebung sicher gestalten, Hilfsmittel richtig anwenden und selbst zur Sturzvermeidung beitragen können. Schulungen fördern auch die Selbstwahrnehmung, damit Betroffene ihre eigenen Stärken und Grenzen besser einschätzen können. So wird die aktive Mitarbeit aller Beteiligten gestärkt.
Angebot und Durchführung von Maßnahmen
In diesem Kapitel wird die Verpflichtung der Einrichtung betont, geeignete Maßnahmen regelmäßig anzubieten. Konkret bedeutet das eine enge Zusammenarbeit mit Angehörigen und die Anpassung an die häusliche Umgebung. Pflegende benötigen die Kompetenz, die Maßnahmen fachgerecht durchzuführen und individuell anzupassen. Dazu gehören auch Umgebungsanpassungen wie gute Beleuchtung oder rutschfeste Matten sowie die Bereitstellung und richtige Nutzung von Hilfsmitteln. Entscheidend ist, dass die Maßnahmen kontinuierlich umgesetzt werden.
Evaluation
Zum Abschluss vermittelt das Kapitel Evaluation, wie die Wirksamkeit der Sturzprophylaxe überprüft wird. Einrichtungen tragen die Verantwortung, die Ziele regelmäßig zu kontrollieren und die Ergebnisse zu dokumentieren. Pflegefachpersonen beurteilen, ob die Maßnahmen erfolgreich sind oder angepasst werden müssen. Eine Sturzanalyse hilft, Ursachen zu erkennen und künftige Risiken zu verringern. So entsteht ein Kreislauf aus Planung, Durchführung und Bewertung, der die Qualität langfristig sichert.