Sexualität und Pflege
Sexualität gehört zum Menschsein und bleibt auch bei Krankheit, Behinderung oder im hohen Alter ein bedeutender Teil der Persönlichkeit. Sie umfasst weit mehr als körperliche Aspekte: Nähe, Zuneigung, Identität und Selbstbestimmung sind eng damit verbunden. In der Pflegepraxis wird dieses Thema jedoch häufig tabuisiert oder auf den medizinischen Blick reduziert. Gerade hier ist es wichtig, sensibel hinzuschauen, da pflegebedürftige Personen in besonderem Maße auf Unterstützung angewiesen sind und ihre Intimsphäre schnell eingeschränkt wird. Für Pflegende bedeutet dies, einen respektvollen und professionellen Umgang mit sexuellen Bedürfnissen und Ausdrucksformen zu entwickeln. Damit leistet Pflege nicht nur einen Beitrag zur körperlichen, sondern auch zur seelischen und sozialen Lebensqualität der pflegebedürftigen Menschen.
Inhalte des Fachthemas
Unser Thema "Sexualität und Pflege" wird in der Lern-Welt SuperNurse in 6 Kapitel unterteilt. Jedes Kapitel fokussiert sich auf einen eigenen Schwerpunkt – von der grundlegenden Entwicklung von Sexualität, über krankheitsspezifische Veränderungen bis hin zu Körperbildveränderungen, Sexualität im Alter und in Gesundheitseinrichtungen. Ziel ist es, die Pflege für das Thema zu sensibilisieren und alte Mythen und Vorurteile aufzuklären
Einführung:
In dem Kapitel Einführung werden Sexualität als menschliches Grundbedürfnis, ihre Bedeutung über die gesamte Lebensspanne hinweg sowie zentrale Begriffe angesprochen. Sexualität ist eng mit Identität, Wohlbefinden und Lebensqualität verbunden und bleibt in allen Lebensphasen von Bedeutung – von der Jugend bis ins hohe Alter. Dabei umfasst sie nicht nur körperliche Aspekte, sondern auch emotionale Nähe, Zuneigung und Selbstbestimmung. Eine klare Begriffsklärung hilft, Missverständnisse zu vermeiden und verdeutlicht, dass Sexualität ein vielschichtiges Phänomen ist, das weit über reine Intimität hinausgeht.
Sexualität und krankheitsspezifische Besonderheiten:
In dem Kapitel Sexualität und krankheitsspezifische Besonderheiten werden die Auswirkungen verschiedener Erkrankungen auf die Sexualität sowie die Aufgaben und Haltung der Pflege angesprochen. Neurologische Erkrankungen wie Schlaganfälle oder Multiple Sklerose können Einschränkungen in der Beweglichkeit, Sensibilität oder Libido verursachen. Psychische Störungen wie Depressionen oder Angststörungen beeinflussen das Erleben von Nähe und Intimität. Auch chronische Erkrankungen wie Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen wirken sich durch körperliche Veränderungen, Medikamente oder Ängste auf die Sexualität aus. Bei sexuell übertragbaren Krankheiten steht zusätzlich die Prävention und Aufklärung im Vordergrund. Körperliche Einschränkungen können sowohl funktionelle als auch psychosoziale Barrieren schaffen. Für die Pflege bedeutet dies, mit einer offenen, respektvollen und professionellen Haltung zu begleiten, Bedürfnisse wahrzunehmen und individuelle Unterstützungsangebote zu ermöglichen, ohne die Intimsphäre zu verletzen.
Sexualität und Körperbildveränderung:
In dem Kapitel Sexualität und Körperbildveränderung werden Ursachen und Folgen veränderter Körperwahrnehmung, der Einfluss von Krebserkrankungen, der individuelle Unterstützungsbedarf sowie pflegerische Aufgaben wie Anamnese und Beratung angesprochen. Zusätzlich steht der empathische Umgang im Vordergrund sowie die Förderung der Selbstreflexion der Betroffenen. Körperbildveränderungen können durch Erkrankungen, Operationen, Amputationen oder den Einsatz von Hilfsmitteln entstehen und zu Scham, Unsicherheit oder Rückzug führen. Besonders bei Krebs beeinflussen Therapien wie Operationen, Bestrahlung oder Chemotherapie das Selbstbild und das Erleben von Sexualität. Pflegende haben die Aufgabe, diesen Prozess sensibel zu begleiten, im Rahmen der Anamnese Bedürfnisse und Belastungen zu erfassen und Betroffene zu unterstützen. Empathisches Zuhören und Beratungsangebote fördern die Akzeptanz und helfen, trotz Veränderungen ein positives Körper- und Sexualerleben zu ermöglichen.
Sexualität in Gesundheitseinrichtungen:
In dem Kapitel Sexualität in Gesundheitseinrichtungen werden unterschiedliche Versorgungssettings sowie grundlegende Rechte und Herausforderungen angesprochen. In Kliniken, der stationären Langzeitpflege, der ambulanten Versorgung und in der Eingliederungshilfe ist Sexualität ein Teil der Lebensqualität, wird jedoch häufig tabuisiert oder ausgeblendet. Pflegebedürftige haben das Recht auf selbstbestimmte Sexualität, auch innerhalb institutioneller Strukturen. Für Einrichtungen bedeutet dies, Räume für Privatheit zu schaffen, Bedürfnisse ernst zu nehmen und Mitarbeitende für das Thema zu sensibilisieren. Nur so kann verhindert werden, dass Sexualität durch Tabuisierung verdrängt wird und stattdessen als natürlicher Bestandteil menschlichen Lebens anerkannt wird.
Sexualität und Alter:
In dem Kapitel Sexualität und Alter werden die Bedürfnisse älterer Menschen, altersbedingte Veränderungen sowie der Umgang bei Sexualität und Demenz angesprochen. Auch im hohen Alter bleibt Sexualität ein wichtiger Bestandteil von Lebensqualität, Zuneigung und Nähe. Altersbedingte Veränderungen wie hormonelle Umstellungen, chronische Erkrankungen oder Medikamente können jedoch das sexuelle Erleben beeinflussen. Bei Demenz kommt hinzu, dass Bedürfnisse nach Nähe und Intimität oft schwer erkennbar sind und zu herausfordernden Situationen führen können. Sexualstörungen oder frühere Traumatisierungen können das Erleben zusätzlich belasten. Im interkulturellen Kontext spielen zudem unterschiedliche Vorstellungen, Werte und Tabus eine Rolle. Für die Pflege bedeutet dies, sensibel auf individuelle Bedürfnisse einzugehen, kulturelle Hintergründe zu berücksichtigen und die Würde sowie Selbstbestimmung der älteren Menschen zu wahren.
LSBTIQ* und Pflege:
In dem Kapitel LSBTIQ* und Pflege werden Begrifflichkeiten definiert, die Diskriminierungsgeschichte, der Umgang mit HIV und AIDS, Aspekte psychischer Gesundheit, die Transition sowie besondere Belange angesprochen. Der Oberbegriff LSBTIQ* umfasst lesbische, schwule, bisexuelle, trans*, inter* und queere Menschen, die in der Pflege mit spezifischen Bedürfnissen und Erfahrungen wahrgenommen werden müssen. Die lange Geschichte gesellschaftlicher Ausgrenzung und Diskriminierung prägt oft das Vertrauen in Versorgungsstrukturen. HIV und AIDS sind weiterhin wichtige Themen, die fachliche Kompetenz, Aufklärung und sensible Kommunikation erfordern. Auch die psychische Gesundheit spielt eine zentrale Rolle, da LSBTIQ*-Personen häufiger Belastungen durch Stigmatisierung erleben. Transitionen und geschlechtliche Vielfalt stellen besondere Anforderungen an pflegerische Unterstützung, Respekt und Fachwissen. Insgesamt gilt es, die besonderen Belange dieser Personengruppe ernst zu nehmen, Diskriminierung zu vermeiden und eine offene, respektvolle Versorgung zu gewährleisten.

